Wir machten uns mit dem Bus auf den Weg in die Metropole Phnom Penh. Die Straßen sind in einem erstaunlich guten Zustand. Die Strecke hatten wir in wenigen Stunden geschafft. Wir fuhren an saftig grünen Reisfeldern vorbei, eine wirklich schöne Landschaft, die wir bisher nur bedingt wahrgenommen hatten.
Als wir in der Stadt ankamen ließen wir uns von einem TukTuk in unser Hotel fahren, ein schönes Hotel mit Pool auf dem Dach, unweit vom Zentrum entfernt. Nachdem wir unsere Rücksäcke geleert, unsere Klamotten verstaut und uns ein gegenseitiges Herzlich Willkommen gesagt hatten, nahmen wir erst einmal ein kühles Getränk auf der Dachterrasse und genossen den wunderschönen Ausblick über die Stadt. Hier wurde uns bewusst, dass Weihnachten naht, denn dort stand ein kitschig geschmückter Weihnachtsbaum. Bei 30 Grad und Sonnenschein ein für uns etwas befremdlicher Anblick. Wir hatten so gar nicht damit gerechnet, dass Weihnachten in Kambodscha eine Rolle spielt. Wir konnten uns nicht sonderlich gut verständigen, da die Musik so laut war, dass wir unser eigenes Wort nicht verstanden. Die Kambodschaner scheinen eine Vorliebe für laute und vor allem kitschige Musik zu haben. Es gab nur sehr wenig Orte, die Ruhe versprachen. Eigentlich überall dröhnte uns lautstark Weihnachtsmusik entgegen. Nachdem wir uns im Hotel eingelebt und etwas eingekauft hatten, packte uns der Hunger. Wir machten uns auf die Suche nach einem netten Lokal, hatten allerdings nicht die beste Wahl getroffen, wie wir feststellen durften. Auch in diesem Restaurant war die Musik so laut, dass eine Unterhaltung nicht möglich war. Das Essen war gruselig, aber das Bier hat geschmeckt.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einem TukTuk durch die Stadt und verschafften uns einen ersten Eindruck. Der Verkehr ist wie in jeder asiatischen Stadt extrem. Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas, liegt am Zusammenfluss des Mekong und des Tonlé Sap. Auch in dieser Stadt ist das Hauptverkehrsmittel das Moped oder das TukTuk bzw. die Rikscha. Es gibt selten Bürgersteige und es ist ein waghalsiges Abenteuer, die Straße zu überqueren. Die Straßen sind so voll, dass es einfach nicht möglich ist, eine Lücke zu entdecken. Wir schlenderten erst einmal die Uferpromenade entlang, die von Parks, Restaurants und Bars gesäumt ist und einen Spaziergang möglich machte. Für uns eine echte Wohltat, denn so viel Platz für uns Fußgänger hatten wir nicht oft. Schnell entdeckten wir den prunkvollen Königspalast, die Silberpagode und das Nationalmuseum, die es zu einem späteren Zeitpunkt zu besichtigen galt. Zunächst wollten wir einfach nur durch die Stadt laufen. Wir liefen durch die Gassen und landeten wie so oft auf dem Markt, den wir - wie ihr ja wisst - so sehr mögen. Wir ließen uns treiben und beobachteten die Geschäftigkeit der Marktfrauen.
Anschließend fuhren wir zum Zentralmarkt. Hierbei handelt es sich um eine Markhalle, die im Art-Déco-Stil mit einer riesengroßen Kuppel und vier rechtwinklig dazu angeordneten Flügeln errichtet wurde. Eine Zeit lang war die Kuppel mit ihren 45 Metern Durchmesser die sechstgrößte der Welt. Unter den mächtigen Kuppeln des Zentralmarktes hätten wir stundenlang stöbern und die Zeit vergessen können, aber die Luft war derart schlecht, dass wir uns recht schnell nach frischer Luft sehnten. Danach ging es zurück ins Hotel. Wir chillten am Pool über den Dächern von Phnom Penh. Großartiger Ausblick, herrliche Erfrischung.musik
Am nächsten Tag genossen wir erst einmal ganz alleine den Pool. Wir haben viel gelesen und wieder die fantastische Aussicht genossen. Danach wollten wir ein wenig bummeln und shoppen. Wir schlenderten durch die Straßen und suchten nach Geschäften, die nach unserem Geschmack waren und vor allem unsere Größe im Angebot hatten. Leider ohne Erfolg, obwohl wir große Lust hatten, Neues gegen Altes auszutauschen. Abends besuchten wir einen Italiener, da wir riesengroße Lust auf Spaghetti hatten. Wir ließen uns von Grab fahren. Großartig, endlich konnten wir wieder diese bequeme und vor allem günstige Variante der Fortbewegung nutzen. Das Essen war super und wir konnten die ruhige und sehr schöne Atmosphäre sehr genießen. Ein schöner Ausklang für das misslungene Shoppen:-).
Am nächsten Morgen ließen wir uns von Grab zum Wat Phnom bringen, der mitten in Phnom Penh auf einer Anhöhe liegt. Wat Phnom gab der Stadt ihren Namen. Besonders die Einheimischen besuchen den Tempel mit seinen Schreinen, um hier zu entspannen und ihre Joggingrunden zu drehen. Der Legende nach wurde der Hügel von Menschenhand zu Ehren Buddhas geschaffen. Auf seinem Gipfel konnten wir mehrere Heiligtümer bewundern, die wir allerdings nicht besonders aufregend fanden. Stattdessen machten wir es uns in einem Café gemütlich, das sich in der Parkanlage befand. Danach ging es wieder zurück ins Hotel. Sightseeing bei der Hitze ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Nach einer wohltuenden Erfrischung im Hotel, suchten wir noch einmal den Italiener vom Vorabend auf. An diesem Abend wählten wir das Weihnachtsmenü, was mehrere Gänge versprach. Es war wieder sehr lecker und gemütlich auf der Terrasse im Garten zu verweilen.
Am nächsten Morgen gleich nach dem Aufstehen ließen wir uns von Grab zur vietnamesischen Botschaft bringen. Leider verstand der Fahrer kein Wort Englisch und wie wir feststellen durften auch nicht das gewünschte Ziel. Die Fahrt dauerte wesentlich länger als erwartet und war mit vielen Umwegen verbunden. Endlich am Ziel angekommen, war das Visum erstaunlich schnell und absolut problemlos beantragt. Der Mitarbeiter vor Ort war unglaublich freundlich und hilfsbereit und teilte uns zu unserer riesengroßen Freude mit, dass wir bereits zwei Stunden später das Visum samt Reisepass abholen könnten. Glücklich und beschwingt ließen wir uns von einem TukTuk zum Königspalast bringen. Dort waren wir vom Anblick begeistert, aber auch schockiert als wir den Eintrittspreis erfuhren. Wie gesagt, in Kambodscha sind insbesondere die Sehenswürdigkeiten mit hohen Eintrittspreisen verbunden. Da wir nicht so viel Zeit hatten, verschoben wir die Besichtigung des Palastes auf den Nachmittag. Bei dem Preis sollten wir zumindest viel Zeit einplanen. Stattdessen frühstückten wir in einem sehr netten Kaffee am Wasser. Die Straßen um das Lokal herum waren weiträumig abgesperrt und der Verkehr kam mächtig ins Stocken. Nein, natürlich nicht für uns, sondern wie wir erfahren konnten, war gleich nebenan ein Kongress mit dem Premierminister anberaumt. Anschließend holten wir unser Visum ab. Glücklich und zufrieden verbrachten wir erst einmal viel Zeit am Pool. Nach dieser Anspannung hatten wir uns Entspannung mehr als verdient. Prima, wir hatten es geschafft und konnten am kommenden Tag in Vietnam einreisen.
Zu späterer Stunde holten wir unseren Besuch des Königspalastes nach. Der Palast im traditionellen Khmer-Stil ist wohl die berühmteste Sehenswürdigkeit in Phnom Penh. Schon von der Straße aus konnten wir die faszinierenden Dächer des Königspalastes sehen. Gleich neben dem Königspalast befindet sich auch die Silberpagode. Sie wurde 1962 errichtet und verdankt ihren Namen den 5.329 silbernen Bodenfliesen, die heute leider unter Teppichen verschwunden sind. Auf dem Gelände rund um die Silberpagode befinden sich einige weitere Bauwerke, die wir bestaunen durften. Der Eintrittspreis versprach mehr, aber länger als eine Stunde konnten wir uns wahrhaftig nicht dort aufhalten. Viele Bereiche waren für uns Besucher gesperrt, so dass es sich auf die prunkvollen Gebäude beschränkte.
Nach unserem kurzweiligen Besuch des Palastes schlenderten wir noch durch die umliegenden Straßen und entdeckten einen Tempel, an dem wir nicht vorbei kamen. Dort schien gerade eine Veranstaltung im Haupttempel zu Ende zu gehen, denn es waren unglaublich viele Mönche vor Ort. Neben den vielen Mönchen konnten wir auch sehr viele Nonne, ebenfalls mit kahl rasierten Köpfen bestaunen. Großartige Begegnung. Als sie uns sahen, begrüßten sie uns, hießen uns Willkommen und luden uns ein, den Tempel von innen zu besichtigen. Wir empfanden große Freude, denn irgendwie waren wir ja Eindringliche. Wie schon oft erwähnt, die Atmosphäre in den Tempelanlagen, insbesondere wenn es sich um aktive Tempel handelt, fasziniert uns immer wieder auf ein Neues.
Anschließend wagten wir dann doch mal den Besuch einer nahegelegenen Garküche, obwohl wir bisher in Kambodscha Abstand davon nahmen. Bei dem Anblick der meisten offenen Küchen war uns nicht ganz wohl. Sie wirkten oft sehr schmutzig, so dass wir doch ein wenig Angst um unsere Gesundheit bekamen. Das Essen war sehr lecker und die Inhaberin sehr freundlich. Wir essen halt am liebsten am Straßenrand unter Einheimischen.
Am nächsten Tag ließen wir uns 11:30 Uhr von Grab zum Bootsanleger bringen. Dort waren wir wie immer viel zu früh. Wir verbrachten die viele Zeit in dem nahegelegenen Restaurant, was gleichzeitig auch der Treffpunkt war. Das Essen war unglaublich lecker und die Zeit verging wie im Fluge. Während wir entspannt am Wasser saßen und die einlaufenden Boote beobachteten, wurden wir von unserem Guide, der sich auf dem Weg von Vietnam nach Phnom Penh auf dem Boot befand, auf dem Laufenden gehalten. Wir hatten vergünstigte Tickets von einem Mitarbeiter von Mandarin Cruise erhalten. Diesen hatte ich hilfesuchend angeschrieben, als ich verzweifelt auf der Suche nach einer Lösung für unsere fehlenden Visa war. Er war unglaublich nett und hilfsbereit, beruhigte uns und wir pflegten seither regen WhatsApp Kontakt. Er war für jede Frage offen und durchweg für uns ansprechbar. Großartiger Service. Wir fühlten uns bestens aufgehoben. Gegen 14:30 Uhr, mit einer Stunde Verspätung, haben wir in Phnom Penh abgelegt. Mit uns reiste eine 21-köpfige deutsche Reisegruppe. Wir haben die Plätze in der ersten Reihe neben dem Kapitän gewählt, denn diese versprachen frische Luft und Beinfreiheit. Das Boot war recht komfortabel und flott unterwegs. Die Bordcrew war sehr freundlich und hilfsbereit. Nach etwa gut zwei Stunden erreichten wir die kambodschanische Grenze! Ein kleines Häuschen am Ufer, das nicht im geringsten nach Grenze aussah. Wir mussten mit samt unseren Reisepässen von Board und für ein Foto und einen Fingerprint bei den Beamten antreten. Für einen kurzen Moment rutschte uns das Herz in die Hose. Der Guide nahm uns zur Seite und verlangte nach zusätzlichen Papieren. Wir hatten nicht verstanden, was er von uns wollte und sahen uns schon auf dem Rückweg. Zum Glück stellte sich heraus, dass er unser Einreisevisum sehen wollte, das wir wohlweislich in Kopie dabei hatten. Kurze Zeit später hielten wir erneut bei der vietnamesischen Grenze an. Unsere Pässe wurden eingesammelt und ein junger Mann kümmerte sich um die Formalitäten. Wir mussten lediglich kurz in einem Warteraum verweilen. Anschließend ging es weiter Richtung Chau Doc. Nach einer weiterer Stunde erreichten wir das Ziel. Die Fahrt war kurzweilig und eine dankbare Abwechslung zu den ständigen Busfahrten, aber auch ziemlich unspektakulär. Danke Mandarin Cruises.
Unsere Beobachtungen, Erfahrungen und kritischen Äußerungen über Kambodscha sollen nicht vergessen lassen, wie gut es uns gefallen hat. Wir sind sehr vielen netten Menschen begegnet und Siem Reap und Phnom Penh haben uns wirklich gut gefallen. Kambodscha lässt sich zweifelsohne als „Land der Gegensätze“ bezeichnen: Auf der einen Seite das pulsierende Leben und die Einkaufspaläste in der Hauptstadt – und im Kontrast dazu die weit verbreitete Armut im ganzen Land. Wenn wir an unsere Ankunft in Kambodscha denken, stellen wir fest, wie sehr sich unsere Einstellungen mit dem Eintauchen in und das Einlassen auf das Land verändert haben. Anfänglich waren wir überhaupt nicht begeistert von der Landschaft und schockiert von der Armut der Menschen und der fehlenden Sensiblität für die Umwelt, aber wie es scheint mussten wir uns erst einmal an die neue Umgebung gewöhnen.
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Corinne (Montag, 16 Dezember 2019 19:28)
Ein wiedermal schöner, interessanter Reisebericht! Viele gute Reiseerfahrungen in Vietnam, ihr zwei! Hier kommt auch wenig Weihnachtsstimmung auf ....morgen sollen es Wärme 12 Grad werden. Liebste Grüße:)